Bürgerbeteiligung im Fokus
Der Crowdsourcing-Ansatz ist zentral für das Forschungsprojekt INFRASense. Durch verschiedenste Aktionen wurden Bürgerinnen und Bürger in Oldenburg aufgerufen sich einzubringen und mit einem Sensor an ihrem Fahrrad Daten über die Radwegequalität zu erfassen. Ein Stand von uns auf der Hallo Fahrradmesse hat viel Aufmerksamkeit erregt, ebenso wie ein Zeitungsartikel in der NWZ oder unser Instagram-Kanal.
Start der 1. Erhebungsrunde
Seit dem 11.04.2023 erfassen 250 Oldenburgerinnen und Oldenburger mit Sensoren an Ihrem Fahrrad Daten zu den Radwegen in Oldenburg. In einem Kick-Off Event wurden die Sensoren an die Bürgerinnen und Bürger ausgegeben und das genaue Vorgehen noch einmal erläutert.
Neben dem Sensor, der Daten über die Radwegeinfrastruktur (Routen, Erschütterung, Geschwindigkeit etc.) aufzeichnet, besteht die Möglichkeit eine App zu nutzen und sich ein Profil anzulegen, um die eigenen Fahrten online einsehen zu können. Hierfür wird der Sensor mit der App gekoppelt und die Daten des Sensors via Bluetooth an die App übertragen. Die App leitet die Daten weiter an unsere Server, wo eine Bewertung der Strecken nach ihrer Qualität vorgenommen wird. Diese Bewertung der Fahrten kann über das eigene Profil online eingesehen werden.
Die Qualitätsbewertung der Radwege
Unter www.biqemonitor.de können alle interessierten Personen die bisherigen Ergebnisse zur Qualität der Radwege öffentlich einsehen.
In den Darstellungen im BIQEmonitor und aus den bisherigen Fahrten der Teilnehmenden lässt sich bereits ein grobes Bild über die Oldenburger Radinfrastruktur zeichnen. So wird aus der Darstellung des Erschütterungsgrads beispielsweise deutlich, dass viele Fahrradwege in Oldenburg mit Beton- oder Natursteinen gepflastert sind, die eine hohe Erschütterung beim Radfahren hervorrufen. So wird der Großteil der dargestellten Routen im BIQEmonitor auf einer Skala in eine mittlere (gelbe) bis mittelschlechte Qualität (orange) hinsichtlich der Erschütterungen eingestuft. Manche Routen, wie beispielsweise der Radweg entlang des Küstenkanals am Westfalendamm (Bild Westfalendamm Erschütterungsgrad) weisen durch eine rote Darstellung einen sehr hohen Erschütterungsgrad auf und zeigen deutlichen Handlungsbedarf bei der Überarbeitung der Asphaltierung auf.
Hinsichtlich der Geschwindigkeit lässt sich bereits jetzt im BIQEmonitor erkennen, dass die Radfahrenden in Oldenburg grundsätzlich gut durchkommen und mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit zwischen 16 und 20 km/h unterwegs sind. Hiermit wird auch überwiegend die persönliche Wunschgeschwindigkeit erreicht. Da jede Person unterschiedlich schnell fährt, haben wir die Wunschgeschwindigkeit so definiert, dass sie sich auf die Geschwindigkeit der jeweiligen einzelnen Fahrt bezieht. Sie berechnet sich danach, dass in 20% der Fälle die Wunschgeschwindigkeit überschnitten und zu 80% unterschritten wird, je gefahrene Strecke. Aus der Darstellung (Bild Zeitverlust) wird deutlich, dass es im Innenstadtring sowie an bekannten Kreuzungen wie Huntestraße/Amalienbrücke, Schlosswall/Damm, Cloppenburger Straße/Bremer Straße, Westkreuz oder Hundsmühler Straße/Hauptstraße zu langen Verlust- und Wartezeiten bis zu 30 Sekunden für die Radfahrenden kommt.
Anzumerken ist hier, dass diese ersten Erkenntnisse und die Darstellung im BIQEmonitor momentan noch stetig verbessert werden. Sie sind als ein Zwischenergebnis anzusehen. Um die automatisierte Auswertung der Fahrraddaten weiter zu verbessern und eine realitätsgetreue Darstellung der Fahrradinfrastruktur in Oldenburg zu erhalten, wird eine große Menge an Daten benötigt. Umso häufiger eine Strecke gefahren wird, umso aussagekräftiger und besser ist die Datenauswertung für diese Strecke. Aus diesem Grund suchen wir momentan noch 500 Radlerinnen und Radler, die im Juli/ August oder im September/Oktober Lust haben mit einem Sensor sechs Wochen lang Daten in Oldenburg und dem Oldenburger Umland zu erfassen.
Ihr Feedback ist wichtig für uns
Wir haben im BIQEmonitor eine Feedback-Funktion implementiert. Über diese kann Feedback zu den ausgewerteten Strecken gegeben werden. Wir freuen uns über Feedback zur automatisierten Auswertung: Stimmt die Auswertung mit Ihrer eigenen Einschätzung der Strecke überein oder würden Sie die Bewertung ganz anders sehen? Sind relevante Punkte / Störungen in den Strecken abgebildet, die Sie gefahren sind oder wurden Sie nicht erkannt? Haben Sie Verbesserungsvorschläge zur Darstellung im BIQEmonitor oder den verwendeten Skalen?
Wir sind dankbar für das große Engagement der 250 Teilnehmenden und ihren Einsatz! Die Rückmeldungen – vor allem, wenn etwas noch nicht ganz so funktioniert hat, wie gewünscht – haben uns geholfen die Anwendung zu verbessern. Feedback ist für uns zentral, um die Datenerfassung und vor allem auch die Auswertung im Forschungsprojekt stetig zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Wir hoffen auf weiter motivierte Bürgerinnen und Bürger in Oldenburg, die uns bei unserem Vorhaben unterstützen und bereit sind mit Ihrem Fahrrad und einem Sensor weitere Daten aufzuzeichnen.
Umso mehr Daten am Ende zusammenkommen, umso besser wird die automatisierte Auswertung sein und wir können der Stadt Oldenburg als assoziierten Partner im Projekt, quantitativ hochwertige Daten über die Radinfrastruktur zur Verfügung stellen, aber deren Grundlage fundierte Entscheidungen getroffen werden können.