Projektbeschreibung
Das Forschungsprojekt INFRASense
INFRASense
Unterstützung der Radverkehrsplanung durch Crowdsourcing und automatisierte Sensordatenauswertung
Hintergrund
Fahrrad fahren wird immer attraktiver und erfährt einen regelrechten Boom. Der Ausbau der Fahrradinfrastruktur ist angesichts der steigenden Anzahl von Radfahrenden daher dringend erforderlich. Hierfür sind verbesserte Kenntnisse zur Qualität der Radwege sowie eine effizientere Planung erforderlich. Bislang bestehen jedoch keine Bewertungskriterien für Radverkehrsanlagen, die auf belastbaren Daten (z.B. Erschütterungen, Verlust- und Wartezeiten) und praxisorientierten Einschätzungen von Radfahrenden basieren. Diese Forschungslücke möchte das Projekt INFRASense füllen.
Das Forschungsprojekt
Das mFUND geförderte Forschungsprojekt INFRASense zielt darauf ab mit Hilfe von Fahrraddaten den Zustand von Radwegen abzubilden und so datenbasiert die Radverkehrsplanung zu unterstützen.
Dies soll durch eine automatisierte Auswertung von Sensordaten umgesetzt werden, welche von Bürger:innen erfasst und anschließend in Form einer (Web-)Applikation bewertet werden.
Zentrale Forschungsfragen sind:
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Welche Kriterien (z.B. Verlustzeiten, Beschaffenheit, …) sind für eine Bewertung der Radverkehrsqualität aus Sicht der Nutzenden relevant? Wie sind diese zu gewichten?
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Kann die Qualitätsbewertung aus Sicht der Nutzenden durch intelligente Algorithmik/Verfahren abgebildet und damit automatisiert werden?
Ansatz
Für eine datenbasierte Unterstützung der Radverkehrsplanung werden zum einen Fahrraddaten von Bürger:innen erfasst, die regelmäßig Rad fahren und mehrere Wochen mithilfe eines Sensors und einer App ihre Fahrten aufzeichnen und bewerten. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden in Oldenburg und Osnabrück in mehreren Erhebungsrunden (Praxisbefahrungen) Fahrraddaten zur Bestimmung der Radwegequalität im gesamten Stadtgebiet erfasst. Die Erhebungsrunden in Oldenburg wurden im Zeitraum von März bis Dezember 2023 durchgeführt. Die Erhebungsrunde in Osnabrück startet im April 2024. Die erfassten Fahrraddaten sind anonymisiert im BIQEmonitor visualisiert und sind öffentlich zugänglich. Teilnehmende der Erhebungsrunden können zusätzliche ihre eigenen Fahrten einsehen.
Zum anderen wird die Erfassung der Fahrraddaten mit Hilfe der Sensorik um eine subjektive Komponente durch Nutzerbewertungen ergänzt. Bürger:innen haben auf der Web-App BIQEmonitor die Möglichkeit einzelne Strecken auszuwählen und anhand verschiedener Kriterien zu bewerten.
Vorgehen
Entwicklung von Kriterien für die Qualitätsbewertung
Es werden zunächst Eichungsfahrten mit einem Sensor am Fahrrad durchgeführt. Anhand dieser generierten Daten sowie weiterer Daten (z.B. Radwegetyp, Radwegebreite, Material) werden Kriterien für die Qualitätsbewertung von Radverkehrsanlagen entwickelt (u.a. Oberflächenbeschaffenheit, Zeitverlust).
beteiligung
Bürger:innenbeteiligung
Aktive Bürger:innenbeteiligung in Form von Praxisbefahrungen zur Messung von Störungen, Wartezeiten etc. mit Hilfe eines Fahrradsensors und einer App.
Visualisierung und Bewertung von Radverkehrsdaten
Die generierten Daten werden in kommunale Geoinformationssysteme (GIS) exportiert und mit der Webanwendung BIQEmonitor visualisiert. Zusätzlich erfolgt dort eine maschinelle Infrastrukturbewertung.
Bewertung
Nutzer:innenbewertung
Radfahrende können die automatische Infrastrukturbewertung im BIQEmonitor einsehen und eine eigene Bewertung anhand von Nutzer:innenbewertungen vornehmen. Diese wird anschließend zur Evaluation und Verbesserung der Modelle genutzt.
Ziel: Automatische und intelligente Infrastrukturbewertung
Somit basiert das Projekt INFRASense auf einem breiten Bürger:innenbeteiligungskonzept, wodurch die Perspektive der Bürger:innen viel früher als bislang in den Planungsprozess einfließen kann.
Im Gegensatz zu aktuell etablierten Arbeitsprozessen in der Radverkehrsplanung können mit diesem Ansatz mehr Streckendaten in kürzerer Frequenz bei gleichzeitig geringeren Kosten ausgewertet werden. Zudem können ebenfalls Daten zur Verkehrsqualität der Radfahrenden erhoben werden. Dieses war in der Planungspraxis bislang nicht möglich. Eine verbesserte Kenntnis über die konkreten Qualitätsstufen von Radverkehrsanlagen unterstützt Kommunen dabei, Mittel bei Investitionsplanungen gezielter einzusetzen und konkrete Bedarfe bei Ausbau- und Instandhaltungsmaßnahmen früher als bisher zu erkennen.
Zusammenarbeit mit Forschungspartnern und Bürger:innen
INFRASense baut auf den Ergebnissen des Projekts ECOSense auf und entwickelt die Sensortechnologie aus diesem Projekt zur Datenerhebung weiter. Im Rahmen von INFRASense werden vier Praxiserhebungen mit insgesamt 1.000 Bürger:innen in den Städten Oldenburg und Osnabrück stattfinden.
Zur Erreichung des Forschungsziels verknüpft das Forschungsprojekt INFRASense die Expertisen von Verkehrsplanern (Planungsbüro VIA), Mobilitätsdienstleistern (baron), Hardware- (CoSynth) und Software-Entwicklern (worldiety) sowie der universitären Forschung (VLBA). Die Projektkoordination erfolgt durch das Software-Entwicklungsunternehmen worldiety.
Über den mFUND des BMDV
Im Rahmen der Forschungsinitiative mFUND fördert das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) seit 2016 Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um datenbasierte digitale Anwendungen für die Mobilität 4.0. Neben der finanziellen Förderung unterstützt der mFUND mit verschiedenen Veranstaltungsformaten die Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Forschung sowie den Zugang zum Datenportal mCLOUD. Weitere Informationen finden Sie unter www.mfund.de.